In dieser Bäckerei werden Innovationen gebacken
Shownotes
In unserer dritten Folge dreht sich alles um die zügige Einführung eines Onlineshops für frische Backwaren. Thomas Göing, der Geschäftsführer der Bäckerei Göing und der Nachhaltigkeitsmanager Franz Fischer stellen sich dafür unseren Fragen. Wir klären auf, welche Hemmnisse wirklich auf dem Weg zum Onlineshop zu bewältigen sind, wie viel Zeit eingeplant werden muss, welche Kosten anfallen und wie empfindliche Backwaren am Ende heile zum Kunden kommen.
Moderiert wird der Podcast von Christian Wagener, Themenmanager für Digitale Produktion bei der Digitalagentur Niedersachsen. Unser Dank gilt auch startup.niedersachsen für die erfolgreiche Kooperation!
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Christian Wagener (Digitalagentur Niedersachsen): Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge des gemeinsamen Podcast von startup.neidersachsen und Digitalagentur Niedersachsen. Mein Name ist Christian Wagener und ich bin heute zu Gast bei der Bäckerei Göing. Bei mir sind Herr Göing, der Geschäftsführer des Familienunternehmens und Herr Fischer, der Nachhaltigkeitsmanager des Unternehmens. Hallo an Sie beide und danke, dass ich heute hier sein kann. Vielleicht als kurzer Einstieg: Können Sie uns ein bisschen was zum Unternehmen sagen? Wie groß ist das Unternehmen, wie viele Mitarbeiter haben sie?
Herr Göing (Geschäftsführer Göing): Unser Familienunternehmen ist am 1. April 300 Jahre alt geworden und wir haben etwas über 300 Mitarbeiter. Ich bin Inhaber der vierten Generation und mache das ganze jetzt seit glücklichen sechseinhalb Jahren und bin 41 Jahre alt. Wir haben 32 Bäckereien. 31 in Hannover und eine in der Altstadt in Hameln. Wir haben mittlerweile 60 Prozent Frauenanteil im Unternehmen und etwa 30 Nationen. Wir sind super multi-kulti aufgestellt. Und von 16 bis, ich glaube, unsere älteste Mitarbeiterin ist schon Mitte 70, ist alles dabei. Wir haben ein reichhaltiges Sortiment, sind 24 Stunden sieben Tage die Woche im Einsatz, haben vier Tage im Jahr zu, sind immer für die Hannoveraner und Hameler da und vor Ort.
Digitalagentur: Und sorgen für frische Brötchen morgens.
Herr Göing: Genau frische Brötchen, frischer Kuchen, leckere Brote, knackige Snacks, heißer Kaffee – alles was das Herz begehrt.
Digitalagentur: Herr Fischer, Nachhaltigkeitsmanager des Unternehmens, was heißt das in einer Bäckerei?
Herr Fischer (Nachhaltigkeitsmanager Göing): Ganz klassisch natürlich Müllvermeidung, aber auch die Müllentsorgung wird organisiert und neu aufgestellt, damit wir unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten und somit der Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen gerecht werden. Ein anderer Teil meiner Arbeit ist die Produktentwicklung, weil wir uns auf die Fahne geschrieben haben mehr rein pflanzliche Produkte anzubieten, um das Bewusstsein für unsere Kundschaft zu schaffen, das reiner Fleischkonsum nicht cool für die Umwelt ist.
Digitalagentur: In den Filialen in Hannover ist das kaum zu übersehen, große Plakate und Werbung. „Wir sind jetzt auch vegan und vegetarisch unterwegs.“ Jetzt sind wir schon beim Thema Filialen und der Corona-Krise. Die Filialen sind noch geöffnet, da haben Sie als Bäckereien natürlich einen Grundversorgungsauftrag. Aber heutzutage besteht eine Bäckerei nicht mehr nur aus reinem Brötchenverkauf, sondern man hat in der Regel morgens den Kaffee to-go, die Kaffee-Bereiche… Wie trifft Sie das jetzt, die Kaffeebereiche sind wahrscheinlich geschlossen, oder?
Herr Göing: Für Außenstehende ist nicht abzuschätzen, was unsere Branche für ein umfangreiches Gewerbe ist, das wir betreiben. Ich habe vorhin schon mal gesagt, sieben Tage die Woche sind immer irgendwelche Göings am Arbeiten, das Unternehmen steht eigentlich nie still. Wenn morgens jemand in den Laden kommt, dann sind die Damen und Jungs, die vor Ort arbeiten, bestimmt schon seit halb vier da, teilweise sogar noch früher, je nachdem wo sie arbeiten. Der Laden muss eingeräumt werden, es müssen die ersten Brötchen frisch gebacken werde. Ein Laden muss immer wieder umgebaut werden im Laufe des Tages zur Waren-Präsentation. Die ganze Produktion läuft auch schon, also auch wir in der Bäckerei und Konditorei haben vor langer Zeit schon umgestellt, damit wir familienfeindliche Arbeitszeiten anbieten können. Es wird vorproduziert, bestimmte Produkte. Und um jetzt auf die ganze Corona-Situation zu kommen, ist uns natürlich ein Riesenteil des Kaffee- und Snack-Geschäfts weggebrochen, was sich über Jahrzehnte so aufgebaut hat, weil sich unsere Gesellschaft so entwickelt hat. Wir sind eine mobile Gesellschaft, das wurde uns allen so antrainiert. Wir alle arbeiten anders als, keine Ahnung, noch in den 80er Jahren, als ich ein kleiner Junge war. Und die Kaffee-Bereiche drinnen und draußen sind geschlossen. Wir haben keine Genehmigungen mehr von der Stadt Hannover oder Hameln, die Außenbestuhlung aufzubauen und dürfen auch gar kein Geschirr mehr rausgeben, bzw. haben das auf eigene Initiative hin rausgenommen, sodass alles nur noch in to-go-Verpackungen angeboten wird. Wir dürfen auch keine mitgebrachten to-go-Becher mehr annehmen, wegen Kontamination und solchen Geschichten
Digitalagentur: Für das Thema Nachhaltigkeit ist das natürlich der Super-GAU.
Herr Fischer: Ja, mir blutet das Herz seit Corona.
Digitalagentur: Das kann ich mir gut vorstellen.
Herr Göing: Je nach Wochentag und Wetter, das sowie auch zu alten Zeit einen großen Einfluss hatte, sind wir bei round about 30 bis 35 Prozent Umsatz-Minus aktuell. Ich sage immer, wir sind noch die Gewinner unter den Verlierern, wir alle sind sehr dankbar, das erzählen mir viele Göings, dass wir arbeiten dürfen. Seit ein paar Tagen dürfen viele Bundesbürger – Gott sei Dank – wieder arbeiten, aber wir sprechen von 30 bis 35 Prozent im Tagesdurschnitt.
Digitalagentur: Was für Maßnahmen haben Sie getroffen, um das Ganze abzufedern? Haben sie beispielsweise Kurzarbeit beantragt? Über ein Drittel bricht von jetzt auf gleich weg – das schlägt sich natürlich nieder.
Herr Göing: Genau, das ist dramatisch für die finanzielle Situation, das ist überhaupt gar keine Frage, aber wir sind nicht in Panik verfallen. Wir sein ein unheimlich hochmotiviertes kreatives Team, es sind alle super gut gelaunt. Die Mitarbeiter haben sich super schnell ihre ersten Gedanken gemacht, bevor die Personalabteilung überhaupt mit dem Thema Kinderbetreuung auf sie zugegangen ist, also wir haben keinerlei Mitarbeiterausfall wegen nicht betreuter Kinder, das finde ich spricht absolut für unsere Unternehmenskultur, das macht uns unheimlich stolz, dass die Mitarbeiter Eigeninitiative ergriffen haben. Wir haben das Instrument Kurzarbeit für ungefähr ein Drittel der Mitarbeiter, können aber noch gar nicht so genau abschätzen, wie weit wir das ausspielen müssen. Das betrifft auch alle Unternehmensbereiche, auch Mitarbeiter in Führungspositionen, bei uns heißt das Mitarbeiter mit besonderer Verantwortung, weil wir sehr flache Hierarchien haben. Das ist natürlich ein wichtiges Symbol, vor allem für den Rest der Belegschaft. Dann haben wir natürlich das Sortiment angepasst, das Snack-Angebot gestrafft und einige andere Artikel rausgenommen. Zum Mai stocken wir das Sortiment langsam wieder auf. Drei Fachgeschäfte haben wir leider komplett geschlossen. Eins macht demnächst wieder auf, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Generell haben wir auch bei dem einen oder anderen Fachgeschäft die Öffnungszeiten angepasst. Wir haben alle großen Investitionen erstmal gestoppt. Es sind zum Beispiel zwei Filial-Umbauten für dieses Jahr geplant, die planen wir weiter, weil die eh für das Jahresende anstehen und wir hoffen, dass sich die Situation bis dahin irgendwie, in irgendeiner Form normalisiert hat, was immer das heutzutage auch heißen mag. Aber andere große Investitionen, wir waren zum Beispiel bevor das ganze losgegangen ist bei einer Firma und haben uns eine große Maschine angeguckt für die Bäckerei, das ist ein Investment von round about 250/300 Tausend Euro.
Digitalagentur: Das steht natürlich jetzt erstmal hinten an.
Herr Göing: Das steht hinten an, weil wir wissen müssen, wo werden sich die Umsätze demnächst wieder einpendeln, wenn sich das öffentliche Leben nach dieser Kontaktsperre mit den ganzen Regeln, die wir jetzt gelernt haben, einpendeln wird.
Digitalagentur: Das ist ein guter Punkt, Sie sagen, dass Sie Investitionen verschieben, weil Sie noch nicht absehen können, ob das gerade so passt für Sie. Interessant fand ich aber, das Thema Innovation ist trotzdem nicht stehen geblieben für Sie.
Herr Göing: Auf gar keinen Fall, das macht uns aus.
Digitalagentur: Deswegen sitzen wir heute zusammen. Sie haben relativ schnell gemerkt, die Kunden bleiben zuhause, das gilt jetzt auch für die Bäckerei. Die kommen nicht mal eben kurz vor der Arbeit auf einen Kaffee und Snack in die Filialen rein, das werden sie sicherlich gemerkt haben. Und dann haben Sie sich überlegt, wie kommen wir zu unseren Kunden, bzw. wie kriegen wir unsere Ware zu unseren Kunden. Da sind Sie auf eine klassische Lösung gestoßen, nämlich einen Online-Shop. Das konnte ich mir für frische Waren wie ein krosses Brötchen nicht unbedingt vorstellen. Ein Online-Shop ist natürlich ein klassisches Tool, um Waren online zu verkaufen. Jetzt haben sie den Vertrieb ein Stück weit digitalisiert, mit einem klassischen Tool. Was ich spannend fand ist, das gilt jetzt eben auch für frische Waren wie ein Brötchen. Da ist für natürlich die Frage, wie organisieren Sie da eigentlich die Lieferkette.
Herr Fischer: Der Online-Shop ist so organisiert, dass du als Nutzer deine Ware am Vortag bestellst. Und dann wird das eh bei uns frisch produziert. Die Ware wird dann früh gepackt und wir haben eine Kooperation mit einem lokalen Fahrradkurier, das Tretwerk, die holen dann quasi die Bestellung ab und stellen die zu. Das heißt die Ware, die bei dir zuhause ankommt, ist so frisch, als würdest du in das Fachgeschäft gehen.
Digitalagentur: Holen die das dann hier direkt in der Produktion ab oder von der jeweiligen Filiale?
Herr Fischer: Wir haben insgesamt fünf Pickup-Stores für unterschiedliche Postleitzahl-Gebiete etabliert. Wir haben eh einen Versand, also einen Vertrieb, und da werden dann die Bestellungen für die jeweiligen Postleitzahl-Gebiete gesammelt und von dort aus, quasi die letzten Kilometer, per Fahrradkurier zugestellt.
Herr Göing: Die Bestellung kommt bei uns in der zentrale an und es wird zentral gepackt und die Ware für den Endkonsumenten gehen mit auf den LKW, der die Fachgeschäfte eh anfährt. Und aus fünf ausgesuchten Fachgeschäften, die Franz mit dem Tretwerk festgelegt hat, werden die Waren dann von Tretwerk an den Endkonsumenten geliefert.
Digitalagentur: Da stellt sich für mich natürlich die Frage nach der Verpackung, weil ich fahre super gerne Fahrrad, das ist mein Haupt-Fortbewegungsmittel hier in Hannover, aber da ist natürlich die Frage, ich weiß es rumpelt ganz schön auf dem Rad und wenn ich mir einen schönen Kuchen bestelle, vielleicht kriege ich dann am Ende hundert kleinere Stückchen. Wie macht man das? Wie kriegt man es hin, diese doch recht empfindliche Ware heile zu jemandem nach Hause zu bekommen?
Herr Fischer: Ganz klassisch natürlich über die Verpackung an sich, Brötchen, Brot, das kommt natürlich in eine normale Bäckerei-Tüte, da passiert auch nichts. Kuchen…
Herr Göing: Wir haben zurzeit den veganen Streusel-Kuchen und den Hausmacher-Apfelkuchen im Sortiment und das sind sehr feste und kompakte Kuchen. Das sind keine Kuchen die auseinanderfallen. Der legendäre vegane Göing-Erdbeerkuchen stellt uns echt vor eine Herausforderung, da kann Franz was zu sagen, bei den anderen Produkten ist es echt easy.
Herr Fischer: Genau, der Erdbeerkuchen ist deswegen noch nicht im Sortiment, weil wir eben noch keine Verpackung dafür haben, dass er eben nicht auseinanderfällt und gekühlt ist. Wir müssen sicherstellen, dass die Lebensmittel, wenn sie bei Kundschaft ankommen, nicht verdorben sind.
Digitalagentur: Der Obstkuchen muss in der Kühlkette bleiben.
Herr Göing: Es kommt auf die Zusammensetzung an. Der Hausmacher-Apfelkuchen zum Beispiel mit seinem Mürbeteig-Boden muss nicht gekühlt werden, wenn du in eine Göing Bäckerei kommst, kann der auch durchaus in einem Tresen-Teil stehen, der nicht gekühlt ist. Aber ein Erdbeerkuchen muss mit einem Biskuit-Boden und einer veganen Sahne-Creme, das muss gekühlt werde. Da steht noch nicht fest, ob es wirklich Verpackungen für uns gibt leider.
Digitalagentur: Okay, aber grundsätzlich steht für den Online-Shop fest, dass Sie das über die Krise hinaus betreiben wollen?
Herr Göing: Das ist auf jeden Fall unser Ziel, das wünschen wir uns sehr. Das Wetter ist im Moment eher ein bisschen so, dass die Leute wieder rauswollen. Generell wäre es natürlich super, wenn man das hinbekommen würde, wenn die Menschen sich daran gewöhnen. Ich sehe es auch gar nicht so sehr unbedingt zum nach Hause-Bestellen. Claudia aus der Kommunikation und Social Media bereitet zum Beispiel gerade vor, dass die Menschen sich das auch zu sich ins Büro bestellen können. Wir haben viele große und kleine Unternehmen in Hannover, offene Büros, Werkstätten, was auch immer. Wir wollen, dass die Leute sich das auch dahin bestellen, also dass ich mir auf der Arbeit mit meinen Kollegen einfach eine gute Zeit mache, indem ich mir einen geilen veganen Kuchen bestelle und während ich Rechner sitze, lecker am Naschen bin. Ich meine, Arbeitszeit ist Lebenszeit und die sollte so schön wie möglich sein.
Digitalagentur: Also an der Stelle nicht nur den Vertrieb digitalisiert mit einem Online-Shop mit einer innovativen neuen Lieferkette, sondern tatsächlich auch ein neues Geschäftsmodell, weil man eigentlich eine ganz neue Kundengruppe anspricht, oder?
Herr Göing: Genau, wir haben eh viele Kunden, die in der Pause in unsere Bäckereien und Fachgeschäfte kommen und in umliegenden Praxen, Büros, was auch immer arbeiten. Wir sind natürlich nicht überall, in manchen Stadtgebieten lohnt es sich auch nicht von der Infrastruktur, weil wir natürlich gucken, dass wir einen Standort haben, der sieben Tage die Woche geöffnet hat. Wenn ich in einem Gebiet bin, wo nur Gewerbe ist, ist es schwierig da mit sieben Tagen die Woche auf einen grünen Zweig zu kommen. Aber dass man sich dann eben seine leckeren Göing-Backwaren mit dem Tretwerk in das Büro liefern lässt und sich so eine gute Zeit macht. Das ist unter anderem die Idee dahinter.
Herr Fischer: Und das ganze klimaneutral, möchte ich gerne noch anmerken.
Herr Göing: Absolut, das war ein wichtiger Aspekt der Idee dahinter, das es am Puls der Zeit ist. Und Tretwerk ist bei uns Nachbar am Königsworther Platz ein Haus weiter mit ihrem kleinen Office und Ihrer Werkstatt und es liegt auf der Hand, dass man sich da gegenseitig unterstützt.
Digitalagentur: Herr Fischer, das Tretwerk liefert mit dem Rad aus, wieviel passt den darauf? Also wie groß darf die Bestellung sein, bevor die sagen, das geht nicht mehr.
Herr Fischer: Es gibt unterschiedliche Fahrräder, also das Rennrad mit Rucksack, ein klassisches Kurier-Bild. Aber das Tretwerk hat natürlich auch Lasten-Fahrräder, womit auch schon Umzüge gemacht wurden. Also eine Waschmaschine oder eine kleine Couch kriegst du darauf. Das Tretwerk hat auch schon mal einen kleinen Auto-Anhänger transportiert. Also egal wie groß die Bestellung ist, sie kommt definitiv an. Das können wir auf alle Fälle sagen.
Digitalagentur: Das ist gut zu hören, also so eine Gitter-Box ist gar kein Problem, zumindest vom Gewicht her. Ich habe gehört, dass ihr das Projekt Online-Shop massiv beschleunigt habt, einfach um den Kontakt wieder herzustellen, um zu schauen, dass man zu den Kunden kommt, wenn sie schon nicht zu einem in den Laden kommen. Wie lange hat das ungefähr gedauert bis man gesagt hat, okay, jetzt sind wir online und jetzt geht es los?
Herr Fischer: Die Vorbereitungen haben ungefähr fünf Tage gedauert. Und dann gab es zwei helfende Menschen, die das für uns programmiert haben. Und dann hat es nochmal drei Tage gedauert, bis der Shop wirklich online und funktionsfähig war. Also insgesamt acht Tage oder ein bisschen mehr als eine Woche – das ging sehr schnell.
Digitalagentur: Sportlich, dann waren tatsächlich die ersten Waren im Shop und ich konnte da auf bestellen klicken, Wahnsinn. Digitalisierung, an der Stelle, muss nicht kompliziert sein, sondern man kann das mit den richtigen Leuten auch schnell auf die Gleise bringen. Das verleitet natürlich auch ein bisschen zum Abkupfern. Ein Online-Shop mit einer vernünftigen Lieferkette, auch für empfindlicher Waren, da gibt es ja durchaus noch mehr Branchen, die eine ähnliche Herausforderung haben und sich davor vielleicht gerade noch scheuen. Aber es gibt eben Modelle, wie man es machen kann und ich finde hier funktioniert es gut.
Herr Göing: So funktioniert es ja, dass man Inspiration weitergibt oder sich selbst inspirieren lässt.
Digitalagentur: Wie hat sich denn das Team zusammengesetzt, also wer war da beteiligt?
Herr Fischer: Als die Corona-Krise anfing, haben wir jeden Morgen ein Chance-Meeting ins Leben gerufen, wo alle Göings mit besonderer Verantwortung jeden Morgen zusammengebkommen sind und wo wir dann jeden Morgen überlegt haben, okay, wir wollen das nicht unbedingt als Krisenmanagement verstehen, sondern versuchen, das Beste aus der derzeitigen Situation zu machen. Und dann kam irgendjemand mit der Idee um die Ecke: „Hey, lass uns doch einen Online Shop machen!“. Wenn die Kundschaft nicht zu uns kommt, kommen wir zu der Kundschaft. Dann haben zwei Mitarbeiter das ganze Konzept entworfen. Ich glaube das waren Freunde von dir?
Herr Göing: Genau, eine Freundin aus Köln, die mal für einen großen deutschen Konzern im Online-Bereich gearbeitet hat, hat mich über Instagram kontaktiert, weil sie auch unsere und meine Social Media Auftritte beobachtet und das kam quasi parallel und ich konnte den Kontakt vermitteln. Also Franz als Nachhaltigkeitsmanager, Claudia aus dem Bereich Social Media und Kommunikation, Kawan, der Verkaufsleiter im Innendienst, immer in Rücksprache natürlich mit der Bäckerei, die drei eigentlich federführend, oder was noch jemand mit dabei? Genau, Nora war noch mit dabei, die eigentlich im HR-Bereich ist, also erstmal gar nicht so der Bereich, aber die einfach Lust hatte, sich da mit einzubringen und das ganze Thema Entrepreneurship und unternehmerisches Arbeiten absolut verinnerlicht hat. Die vier haben dieses Projekt dann in der besagten Woche auf die Beine gestellt und angebracht.
Digitalagentur: Das bedeutet also, eine Gruppe der Willigen hat sich zusammengefunden und gesagt, wir machen das jetzt. Das klingt handfest, finde ich gut, sehr viel Drive, den man in die Krise mit reingenommen hat und hoffentlich dann auch gut da durchkommt. Wir haben schon ein bisschen über Regionalität gesprochen. Also schnell deshalb, weil man eben auch mit den regionalen Partnern zusammenarbeitet. Welche Rolle spielte denn die regionale Vernetzung bei diesem Projekt? Weil Digitales, da denkt man ja sofort an Globalisierung, große Lieferketten, irgendwas kommt aus China mit dem Flugzeug. Funktioniert in diesem Kontext natürlich gar nicht, trotzdem möchte die Frage gerne stellen, welche Rolle spielt die Regionalität bei dem Projekt Online-Shop?
Herr Fischer: Göing als Familien-Unternehmen, ich spreche jetzt einfach mal in deinem Namen Thomas, hat natürlich auch eine Verantwortung gegenüber der Regionalität. Ein großer Arbeitgeber in der Region, wo die Mitarbeiter auch gerne in einem krisenfesten Job arbeiten. Thomas hat vorhin auch schon gesagt, lokal hilft lokal, warum auch nicht? Regionale Partner zusammensuchen und – führen und versuchen, gemeinsam aus dieser zurzeit schwierigen Lage herauszugehen. Ein anderes Beispiel für Regionalität ist auch, dass wir mit einem Eier-Hof aus Isernhagen jetzt eine Kooperation starten werden, deren Eier wir voraussichtlich im Online-Shop mit vertreiben werden. Auch um quasi mitzuhelfen, warum denn nicht?
Digitalagentur: Das bedeutet für den Kunden dann letztendlich auch einen Mehrwert, man kriegt nicht nur Göing Backwaren, also das Göing-eigene Sortiment, sondern die Lieferanten, die sowieso jeden Tag hier auf der Matte stehen Mel usw. bringen – in konsumentenfreundlichen Verpackungen, über die Lieferkette, die ohnehin schon besteht – liefern die Eier mit. Produktsortiment-Erweiterung, klassischer Weise. Jetzt hat man mit diesem Online-Shop ein Tool, womit man eigentlich noch mehr machen kann, das ist diese Denke, die man immer hat. Wir fangen mit einem Usecase an und dann entstehen die Ideen, genau das kann man jetzt hier auch beobachten.
Herr Göing: Genau, es ist nicht starr, das ist etwas organisches, das wächst. Auch da müssen wir natürlich auf die Kosten achten. Der Hauptfokus liegt in den nächsten Tagen darauf, das komplette Standard-Sortiment „endlich“ mitaufzunehmen, damit das ordentlich wächst. Sowas, was Franz jetzt gerade erwähnt hat, die Eier vom Hof in Isernhagen, da ist kein zusätzlicher Aufwand. Wir werden jetzt aktuell keine Artikel reinnehmen, wofür wir extra einen Lagerplatz schaffen müssen. Ein leckerer süßer Senf wäre natürlich auch mega, aber jetzt müssen wir erstmal gucken, das ganze Projekt mit neutralem Kostenaufwand zum Laufen zu bringen. Wenn dann unser Eier-Lieferant uns eh die Eier für unseren legendären Seppel-Snack bringt, der demnächst Freiland-Seppel heißen wird, dann macht das total Sinn. Da sich dann nicht irgendwelche Grenzen aufzulegen, sondern, wenn du eine Idee hast, sie aussprechen, dann sprechen wir darüber und wenn es umzusetzen ist, dann machen wir das.
Digitalagentur: Das Projekt ist jetzt relativ schnell an den Start gegangen, du hast gerade nochmal das Thema Kosten angesprochen. Wie sieht es denn aus bei den Kosten, können wir darüber sprechen?
Herr Göing: Wir hatten bis jetzt – Gott sei Dank – kaum welche, weil die Freundin von der ich erzählt habe, die liebe Eva in Köln und der Bekannte von ihr, der Florian, der das gemacht hat, die haben das tatsächlich kostenlos für uns gemacht, weil sie uns, sage ich jetzt mal einfach so ganz selbstverliebt, als Unternehmen einfach so geil finden. Sie haben gesagt, wir machen das so für euch. Wir sehen was ihr immer alles macht, und wie innovativ ihr seid und dass ihr euch immer traut, andere Wege zu gehen und deswegen haben sie uns das gratis programmiert. Wir haben jetzt ein Tool nochmal nachprogrammieren lassen und haben dafür bezahlt, da reden wir aber nicht mal von einer vierstelligen Summe, also das waren irgendwie 400 Euro. Und bis jetzt ist die Arbeitszeit im Grunde genommen die einzigen messbaren Kosten und das war es bis jetzt. Und alle weiteren Tools, die fragen wir an und die bezahlen wir dann natürlich fairerweise, wenn wir sagen, das steht im Kosten-Nutzen-Verhältnis.
Digitalagentur: Da werden jetzt wahrscheinlich demnächst solche Dinge wie Warenwirtschaftsintegration auf dem Zettel stehen. Sowieso Ankopplung mit Schnittstellen.
Herr Göing: Genau unterschiedlichste Sachen, ich weiß nicht, Franz, weißt du mehr?
Herr Fischer: Genau, auch dass du als Nutzer dir quasi aussuchen kannst, wann du es zugestellt haben möchtest. Das heißt du kannst heute bestellen, möchtest es aber erst am 24.12., jetzt mal übertrieben gesagt, geleifert bekommen – daran arbeiten wir gerade, dass wir ein höheren Mehrwert für die Nutzer schaffen können, damit es für die interessanter wird.
Digitalagentur: Klingt sehr gut, sehr ausgereift schon, mit vielen weiteren Ideen und Entwicklungspotenzial für dieses Projekt, was im Prinzip ja sehr schnell im Zuge der Krise an den Start gegangen ist. Vielen Dank! Ich wünsche euch natürlich weiterhin viel Erfolg und auch das nötige Durchhaltevermögen, wenn es jetzt diese Öffnungs-Diskussionsorgien, wie es so schön heißt, gibt. Ich hoffe, dass das weiter wächst und wir noch viel davon lernen können. Weitere Unterstützung gibt es natürlich bei www.startup.nds.de, mit denen wir das hier in Kooperation machen, sowie direkt bei der Digitalagentur unter www.digitalagentur-niedersachsen.de. Ich hoffe wir können durch die Veröffentlichung zur Entspannung der Lage beitragen und für neue Ideen sorgen und freuen uns natürlich weiterhin über Anregungen unserer Zuhörer. Wenn Sie einen Vorschlag für eine Podcast oder Fragen zu diesem oder einem vergangen Podcast haben, senden Sie uns eine Nachricht an fragen@nds.de. Besten Dank an Euch beide, dass ihr dazu beigetragen und euch den Fragen gestellt habt.
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